Ganzheitliches Denken:
Organisationales Lernen ist ein ganzheitliches Konzept


 Planet Earth




Peter Senge schildert in seinem Bestseller "Die Fünfte Disziplin" endrucksvoll was es bedeuten kann, genügend "Systemdistanz" zu entwicklen, um ein Verständnis des Begriffes der Ganzheitlichkeit zu erhalten. Er bedient sich hierbei der Erzählung eines Astronauten, dem es als einem der ersten Menschen vergönnt war, unseren Planeten aus der Vogelperspektive wahrnehmen zu dürfen und somit stellvertretend für die gesamte Menschheit eine derarte Erfahrung zu machen.



 

Da oben umkreist du die Erde in eineinhalb Stunden, wieder wieder und wieder. Normalerweise wachst Du morgends auf. Und je nachdem, auf welcher Umlaufbahn du dich befindest, wachst Du vielleicht über dem Mittleren Osten auf, über Nordafrika.
Während du frühstückst, schaust du aus dem Fenster und siehst die Erde unter dir vorbeiziehen - da ist der Mittelmeerraum und Griechenland und Rom und Nordafrika und der Sinai. Und dir wird plötzlich klar, daß, was du da siehst, viele Jahre lang der Inbegriff der Menschheitsgeschichte war - die Wiege der Zivilisation. Und du denkst an alles was du über Geschichte weißt, während du auf die Szenerie hinunterschaust.
Und deine Umlaufbahn führt dich weiter herunter, über Nordafrika und über den Indischen Ozean und unter der Spitze des großen indischen Subkontinents vorbei. Du kurvst an Ceylon, Burma und Südostasien entlang; dann bewegst du dich auf deiner Ulaufbahn wieder nach oben, über die Philippinen und über die gewaltigen Wassermassen des Pazifik - dir war voher nie klar, wie riesengroß er ist. Und schließlich kommst du über die Küste von Kalifornien und hältst Ausschau nach den vertrauten Dingen - nach Los Angeles und Phoenix, und weiter geht`s über El Paso, und da ist Houston, da ist dein Zuhause, und du erkennst tatsächlich den Astrodom. Und du identifizierst dich damit - du fühlst dich verbunden.
Dann wendest du dich weiter nach unten und schaust auf den Süden, und da breitet sich die ganze Halbinsel von Florida aus. Und du denkst an die unzähligen Stunden, die du auf dieser Route geflogen bist, unten in der Atmosphähre, und das alles ist dir lieb und vertraut. Dann überquerst du den Atlantik und kommst wieder über Afrika.

Und da ist dieses Identitätsgefühl - daß du dich mit Houston identifizierst und dann mit Los Angeles und Phoenix und New Orleans. Und mit einem Schlag wird dir bewußt, daß du dich innerlich mit Nordafrika identifizierst. Du freust dich darauf, du siehst es voraus. Und dann kommt es. Der ganze Identifikationsprozeß beginnt sich zu verändern. Wenn du die Erde in eineinhalb Stunden umkreist, wird dir allmählich bewußt, daß deine Identität mit dem Ganzen zusammenhängt. Und das ist ein enormer Schritt.
Du schaust hinunter, und all die unzähligen Grenzen, über die deine Umlaufbahn dich immer wieder hinwegführt, kommen dir unwirklich vor. Du siehst sie nicht einmal. Und diese Szenerie beim Aufwachen - über dem Mittleren Osten - du weißt, da unten bringen sich die Menschen zu Hunderten gegenseitig um, wegen irgendeiner imaginären Grenzlinie, die man nicht einmal sehen kann. Aus deiner Perspektive ist die Erde ein Ganzes, und sie ist wunderschön. Und du wünschst, du könntest je einen Kämpfer von jeder Seite an die Hand nehmen und sagen:"Schau sie dir aus dieser Perspektive an. Schau hin! Was ist wichtig?"
Und eine Weile später fliegt dein Freund, auch einer diesr engsten Nachbarn, die Person neben dir, auf den Mond. Und als er auf die Erde zurückschaut, sieht er nicht die wunderschönen Details einer riesengroßen Erde, sondern er sieht sie als kleinen Punkt da draußen im All. Und aus dieser Perspektive kommt der Gegensatz zwischen dem strahlend blauen und weißen Christbaumornament und dem schwarzen Himmel, diesem unendlichen Universum voll zum Ausdruck.
Die Größe, die Bedeutung des Ganzen - sie wird beides zugleich, sie wird so klein und zerbrechlich, zu einem so kostbaren kleinen Fleck im Universum, daß du sie mit dem Daumen ausblenden kannst, und doch weißt du, daß alles, was dir irgend etwas bedeutet, auf diesem kleinen Fleck, auf diesem weiß-blauen Ding befindet. Die ganze Geschichte und die Musik und die Dichtung und Krieg und Tod und Geburt und Liebe, Tränen, Freude, Spiele - das alles befindet sich auf dem winzigen Fleckchen da draußen im All, der nicht größer scheint als dein Daumen.
Und du erkennst, daß diese Perspektive ... daß du dich verändert hast, daß da etwas Neues ist. Die Beziehung ist nicht mehr das, was sie war. Und du schaust zurück auf die Zeit, als du dich außerhalb des Raumschiffs bewegt hast; du denkst an jene seltenen Momente, in denen die Kamera nicht funktionierte und du die Zeit hattest, darüber nachzudenken, was geschah. Und du erinnerst dich, wie du von außen das Schauspiel beobachtet hast, das sich vor deinen Augen abspielte. Denn du bist jetzt nicht mehr innerhalb von etwas und schaust durch ein Fenster auf die Landschaft, sondern du bist da draußen, und du trägst eine Goldfischkugel überm Kopf und es gibt keine Grenzen. Es gibt keine Rahmen, es gibt keine Grenzen.





Man kann nur erahnen, was für eine Erfahrung ein solches Erlebnis gewesen sein muß, als es noch nicht üblich war, Aufnahmen der Erde aus dem All in jedem Atlas zu finden.
Es gilt die Grenzen unseres Denkens zu sprengen. Will man als Organisation lernen, darf denken und handeln nicht an der Grenze der eigenen Interessen, der Abteilung oder dem Eingangsportal einer Organisation enden. Denken und handeln vollzieht sich in Kreisen, nicht auf einer Geraden.

Was bedeutet eine ganzheitliche Betrachtungsweise für die Beratung im Umfeld der Lernorganisation?

Ein Beispiel:

Fehlerkorrekturen

Abgebildet sehen Sie hier den "Archetyp" der Fehlerkorrekturen.
Einem Problem wird nicht ganzheitlich sondern mit der Kurierung von Symptomen begegnet. Für jemand der sich auf dem Graphen bewegt, gestalten sich die Ereignisse in permanent alternierenden Hochs und Tiefs. Mit genügend "Systemdistanz" läßt sich jedoch die prozessuale Entwicklung als Trend des Graphen entschlüsseln. Ein ganzheitliches Vorgehen bedeutet Denken in Prozessen, nicht in Ereignissen.


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